Warum bist du beim Memorial Bergrennen Steckborn dabei? Wie viele Male schon?
Ich fahre das Memorial Bergrennen Steckborn zum dritten Mal. Für mich ist das meine Heimstrecke, da sind wir schon mit 18 Jahren hochgebrettert. In meinem Büro hängt ein Foto, das noch mein Vater am Bergrennen gemacht hat.
Das Memorial Bergrennen Steckborn promotet Syn-fuel, deine Einschätzung?
Ich bin schon am Lenzerheide Motor Classics mit Syn-fuel gefahren. Auch in Steckborn, werde ich mit Syn-fuel fahren, so können auch die Fahrer etwas zum Umweltbewusstsein beitragen. Eigentlich ist ja ein Oldtimer das nachhaltigste Transportmittel. Ich würde es wichtig finden, dass der Veranstalter während der Veranstaltung die Zuschauer darauf hinweist, dass mit Syn-fuel gefahren wird.
Wie muss man sich das Leben eines Oldtimerrenn-Fans vorstellen?
Die Pflege und der Unterhalt des Porsches nimmt viel Zeit in Anspruch. Für jedes Rennen muss das Fahrzeug auf die entsprechende Strecke abgestimmt werden. An den Bergrennen ist nicht nur das Fahren wichtig, sondern auch der Kontakt mit langjährigen Rennfreunden. Ich habe das grosse Glück, dass meine Frau sich auch immer auf die Rennatmosphäre und das Treffen mit Freunden freut.
An einem Rennwochenende ist es hektisch, Training, Rennen. Deine Strategie, um ruhig und konzentriert an den Start gehen zu können?
Eine gute Vorbereitung ist das A und O. Nach jedem Lauf prüfe ich mein Auto, dass es dann schon für den nächsten Lauf bereit ist. Ich selber bin sicher mindestens eine Viertelstunde vorher bereit, es gib nichts Schlimmeres als eine Hektik vor dem Start.
Was würdest du jemandem raten, der auch Oldtimer-Rennfahrer werden möchte?
Nimm dir genügend Zeit und geh die Sache langsam an. Wir hatten schon genügend Beispiele, die in einem Unfall geendet haben. Solche Unfälle durch Unerfahrenheit brauchen wir Fahrer und der Veranstalter nicht.
Dein erstes Oldtimerauto?
Unser erster Oldtimer, den wir uns gekauft hatten, war ein MGA 1956. Meine Frau und ich sind damit teilweise sehr erfolgreich Oldtimer Rallye gefahren.
Dein grösster Erfolg?
Der zweite Platz am Arosa Classic Car-Rennen. Pannen durch technische Probleme gab es zwischendurch auch wieder, in der Lenzerheide ist mir einmal ein Rennkollege ins Heck gefahren. Das gehört leider auch zu unserem Rennsport.
Bist du eher der Oldtimer-Freak, der sich selbst die Hände ölig und schmutzig macht oder überlässt du das Schrauben den Spezialisten?
Für Motor und Getriebe habe ich zum Glück befreundete Garagisten, die auch Oldtimerfan sind. Mit meinem getunten Antrieb ist es nicht so einfach, das Ganze am Laufen zu halten. Da braucht man Fachleute, die eine Lösung finden, wenn wieder die Kipphebel oder die Stösselstangen der Belastung nicht gewachsen sind. Sämtliche andere Arbeiten führe ich selber aus. Ich arbeite schon über 10 Jahre an meinem Auto. Fahrwerk, Bremsen und Aufhängung habe ich alles umgebaut. Bei einer Leistungssteigerung von ca. 80 %, müssen alle anderen Komponenten auch angepasst werden. Für die Gewichtsoptimierung habe ich Carrosserieteile aus Carbon selber hergestellt.
Oldtimer-Besitzer sind Individualisten, stimmt das oder suchst du bewusst Gleichgesinnte?
Ich denke, wir, die mit unseren Oldtimern Rennen fahren, sind ein anderer Schlag von Oldtimer Fans als solche, die nur am Sonntag bei schönem Wetter eine Ausfahrt machen. Bei mir und meiner Frau haben sich tiefe Freundschaften mit anderen Rennfreunden entwickelt. Wir alle sind eine grosse Familie, da wird einander geholfen und teilweise stundenlang gemeinsam Ersatzteile auf dem Rennplatz gesucht, um ein liegengebliebenes Fahrzeug wieder flott zu machen. Manchmal ist die Geselligkeit und das Gruppenerlebnis noch fast wichtiger als das Fahren. Ich denke, sonst würde man nicht für eine Stunde Rennen fahren, sich vier Tage Zeit nehmen und bis Stuttgart oder Berchtesgaden zu fahren.
Was möchtest du dem Organisationsteam noch mit auf den Weg geben?
Ich bewundere Euch, dass Ihr immer wieder die Energie aufbringt, diesen schönen Anlass zu organisieren. In der heutigen Zeit wird es immer schwieriger, die Bewilligungen zu erhalten und Sponsoren zu finden. Vielen Dank für eueren Einsatz. Ohne Euch wäre unser Hobby nicht möglich.
Armin Labhart fährt am diesjährigen Bergrennen mit einem Porsche 356 Super 90, 1962, 1880ccm, 140 PS.
Interview: Claude Schönherr, Präsident Memorial Bergrennen Steckborn
02.08.2023