Hans Peter: Dein erstes Oldtimerauto?
Mein erster Oldtimer ist ein Wolseley Ten von 1948. Gekauft habe ich ihn 1987 am Oldtimer -Ersatzteilemarkt in Burgdorf. Der Oldtimer ist im originalen Zustand aber nicht fahrbar. Zurzeit steht das Fahrzeug bei der Emil Frey Classics AG in Safenwil und wird in der Ausstellung «Farben!» gezeigt.
Hans Peter: Was macht das Memorial Bergrennen Steckborn so speziell?
1962 war ich begeisterter Zuschauer. Es weckt grossartige Kindheits-Erinnerungen, da ich in Steckborn aufgewachsen bin. Damals interessierte ich mich schon für die dröhnenden Motoren und die grossartigen Rennfahrer. Mein Blick galt auch den speziellen Formen der Rennwagen.
Hans Peter: Warum bist du beim Bergrennen dabei? Wie viele Male schon?
Bei der Gründungsversammlung vom Verein «Freunde des Bergrennens Steckborn» am 13.02.2006 war ich dabei und wurde Mitglied. Mit grosser Freude konnte ich als Fahrer an jedem «Memorial Bergrennen» teilnehmen. Einmal als Zuschauer und viermal als Fahrer beim Corso. Dieses Jahr fahre ich mit meinem Rennwagen, einem MG PA von 1934, mit.
Hans Peter: Gibt es eine besondere Erinnerung, die du mit dem Bergrennen verbindest?
Ich war als 5-jähriger Bub als Zuschauer beim 2. Bergrennen 1962 dabei. Mein Vater war Strassenwärter beim kantonalen Tiefbauamt und betreute die Sicherung der «unteren Brünneli-Kurve». Ich stand beim ehemaligen Restaurant Sonnenhof als Zuschauer, damals war der Start beim Lindenschulhaus.
Hans Peter: Was tust du persönlich, um in Zukunft dein Hobby weiter betreiben zu können?
Ich nehme mit meinen Oldtimern sehr gerne an Classic Car Veranstaltungen teil, um den Besuchern die Freude am Kulturgut «Oldtimer» weiterzugeben. Nach dem Feierabend und an den Wochenenden lese ich gerne in Zeitschriften über Old- und Youngtimer und informiere mich laufend über Neuerungen. Meine Reparatur-Erfahrungen gebe ich gerne an Interessierte weiter und meine fahrbaren Oldtimer werden mit Syn-fuel, einem ökologischen Treibstoff, betankt.
Hans Peter: Deine schlimmste Panne?
Am 19. August 2018 hatte mein Mercedes Benz 170V von 1938 in Altstätten SG eine Panne. Das Gasgestänge war gebrochen. Eine Anwohnerin schenkte mir eine Rolle Schnur, damit stellte ich einen Gaszug her. Mit diesem Gaszug (vom Vergaser durch die offene Windschutzscheibe an meine Hand) fuhr ich nach Vaduz zum Oldtimer-Anlass und danach zurück nach Kaltenbach. Insgesamt wechselte ich viermal die Schnur, da sie durchgerieben war. Meine Frau durfte während der Fahrt den Blinker bedienen, um mich etwas zu entlasten.
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Janina: Hattest du schon immer Benzin im Blut?
Das liegt bei uns wahrscheinlich in den Genen. Mein Vater hat, seit ich denken kann, eine eigene Auto Werkstatt und meine Schwestern und ich sind um Autos herum aufgewachsen. Mein erstes Lieblingsauto war ein Dodge Viper RT/10. Die hatte damals bei uns auf dem Platz gestanden. Aber so richtig den Ärmel reingezogen hat es mir beim Bergrennen Steckborn 2018. Mein Vater war froh um Hilfe beim Vorbereiten der Oldtimer für das Bergrennen. Wir waren mit insgesamt acht Fahrzeugen der Familie vertreten. Es hat mir so viel Spass gemacht, dass ich ein Jahr darauf mit der Ausbildung zur Automobil-Fachfrau begonnen habe. Mein Abschluss war letztes Jahr und es ist mega schön, dass ich weiterhin bei meinem Vater in der Werkstatt mithelfen darf.
Janina: Was machst du sonst noch in deiner Freizeit?
Es hat sich irgendwie ergeben, dass wir durch den Kauf unseres blauen Buick Jahrgang 1940 zur Detailverliebtheit gelangt sind. Es war mir zu wenig, dass das Auto zu mir passt, ich wollte auch zum Auto passen. Also habe ich mich intensiver mit der damaligen Mode auseinandergesetzt, weil ich fand, dass es schöner ist, in einem Kleid mit Petticoat aus einem so besonderen Auto auszusteigen, als nur in Jeans und T-Shirt. Und weil ich gerne Musik von Elvis Presley, Bill Hailey und Co. höre, dachte ich, dass es bestimmt grossartig aussehen würde, wenn mein Mann und ich zu dieser Musik tanzen könnten. Also haben wir vor einigen Jahren mit Boogie Woogie angefangen.
Janina: Kennst du verharzte Radlager, ausgetrocknete Türgummis, mürbe Pneus und tote Batterien, deine Erlebnisse?
Natürlich, wer kennt sie nicht. Wer einen Oldtimer besitzt, kennt neben den üblichen Problemen irgendwann auch die markenspezifischen Macken. Auf dem Weg nach Vaduz ist die Lichtmaschine ausgestiegen. Heisst, die Batterie wurde nicht mehr geladen. Also mussten wir jedes Mal den Buick anschieben, um ihn starten zu können. Die Leute fanden das total aufregend und haben sehr gerne beim Anschieben geholfen????.
Janina: Oldtimer-Besitzer definieren sich als Individualisten, stimmt das oder suchst du bewusst Geselligkeit und ein Gruppenerlebnis und warum?
Egal, wohin wir mit unserem Oldtimer fahren, man kommt darüber ins Gespräch. Beinahe jeder kann sich mit dem Thema Fahrzeug identifizieren, erzählt von seinen eigenen Autos oder kennt Geschichten anderer Automobilenthusiasten. Es ist grossartig und es haben sich durch unser Hobby schon so viele wundervolle Freundschaften ergeben. Die Leidenschaft zum alten Blech verbindet.
Interview: Claude Schönherr, Präsident Memorial Bergrennen Steckborn
02.08.2023